Die Bauindustrie befindet sich in der größten Krise seit Jahrzehnten. Steigende Baukosten, hohe Zinsen und verschärfte Umweltauflagen beeinflussen, wie Architekt:innen und Planer:innen ihre Projekte konzipieren und umsetzen.Über den Balanceakt zwischen Kreativität und Kostenexplosionen diskutierten Univ.-Prof. Architekt Dipl.-Ing. Christoph M. Achammer (Vorstandsvorsitzender ATP architekten ingenieure), Daniel Riedl, FRICS (Vorstandsmitglied Vonovia SE) und Mag. Thomas Winkler, LL.M. (CEO UBM Development AG).
Prof. Achammer zeigte sich in seinem Eingangsstatement überzeugt, dass die Baukrise keinesfalls eine Kreativitätskrise nach sich ziehe – im Gegenteil: „Die Krise ist eine große Chance für unsere Branche, die seit 100 Jahren mit 30 bis 50 Prozent Verschwendung arbeitet. Enge ökonomische Rahmenbedingungen führen nicht zu weniger kreativen Projekten, sondern bringen vielmehr innovativere Produkte hervor!“
Dem stimmte auch Thomas Winkler von UBM zu: „Es gibt seit 100 Jahren den Prototypen-Bau. Wir müssten viel mehr standardisieren und modularisieren, statt immer nur zu improvisieren!“ Einbußen bei der Kreativität oder Ästhetik sieht auch er nicht: „Es schauen auch nicht alle Autos gleich aus, nur weil sie seriell gefertigt sind. Standardisierung und Modularisierung sind von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, Kosten zu reduzieren und Prozesse zu beschleunigen“, so Winkler.
Moderator Rainer Nowak (Ressortleiter Wirtschaft, Innen- und Außenpolitik Kronen Zeitung) befragte die Expertenrunde auch zu neuen Entwicklungen in Sachen Digitalisierung sowie zu aktuellen Anforderungen im Bereich Nachhaltigkeit. Beim Thema Digitalisierung sahen alle Diskutanten deutliche „Luft nach oben“ in der Branche, während Nachhaltigkeit in der Strategie vieler Unternehmen inzwischen fest verankert ist. „Ein Objekt, das nicht ESG-konform ist, wird in zehn Jahren nicht mehr werthaltig sein“, so Thomas Winkler.